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Genuss durch Bewusstsein:
Essen als Ausdruck von Körperliebe.

Essen ist mehr als Ernährung.
Es ist Beziehung – zu uns selbst, zu unserem Körper und zu unserer Lebensfreude.

Doch für viele Mädchen ist diese Beziehung heute kompliziert geworden. Zwischen Schönheitsidealen, Social-Media-Vergleichen und widersprüchlichen Ernährungstrends verliert sich leicht der natürliche Zugang zu Hunger, Genuss und Sättigung.
Dabei ist intuitives, liebevolles Essen ein zentraler Ausdruck von Selbstachtung und Körperliebe – und die Grundlage für hormonelle Balance, Ausstrahlung und seelisches Wohlbefinden.

Dieser Artikel zeigt, wie bewusstes Essen wieder zu einem Akt von Selbstfürsorge werden kann – fern von Diätdenken, aber nah am Körpergefühl.

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Von Rhea Seel, Expertin für ganzheitliche Mädchenarbeit

Donuts genießen

Wie Social Media das Körperbild prägt.

Wir leben in einer Kultur permanenter Sichtbarkeit.
Gerade auf Plattformen wie Instagram oder TikTok sind Körper nicht nur privat, sondern öffentlich bewertbar geworden. Mädchen wachsen mit Bildern auf, die oft gefiltert, idealisiert oder inszeniert sind – und entwickeln daraus unrealistische Maßstäbe für Schönheit und Selbstwert.

Studien zeigen, dass bereits kurze Expositionen mit idealisierten Körperdarstellungen auf Social Media das Körperbild und die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen messbar beeinträchtigen (Fardouly & Vartanian, 2016; Perloff, 2021).
Diese ständige visuelle Vergleichskultur führt dazu, dass viele Mädchen sich von außen sehen – statt von innen zu spüren.

In der Arbeit mit Mädchen geht es daher darum, diesen Blick zu verändern:
Vom Selbstvergleich zur Selbstwahrnehmung.
Vom Druck zur Achtsamkeit.
Vom Ideal zur Realität.

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Essen als Sprache des Körpers.

Unser Körper kommuniziert ständig mit uns – durch Hunger, Energie, Stimmung und Lust auf bestimmte Nahrungsmittel.
Diese Signale zu hören und ernst zu nehmen, ist eine Form von Selbstverbundenheit.

In der Ernährungspsychologie wird dieser Ansatz als intuitives Essen beschrieben (Tribole & Resch, 2012):
Ernährung, die sich an den Bedürfnissen des Körpers orientiert – nicht an externen Regeln oder Kalorienvorgaben.
Studien belegen, dass intuitiv essende Menschen ein stabileres Körperbild, weniger Essstörungen und ein höheres emotionales Wohlbefinden zeigen (Bruce & Ricciardelli, 2016; Tylka & Kroon Van Diest, 2013).

Für Mädchen heißt das:
Wenn sie lernen, ihrem Körper zu vertrauen, wird Essen wieder zu einer Quelle von Energie und Freude – nicht von Kontrolle und Schuld.

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Ernährung als Basis für Hormonbalance, Energie und Ausstrahlung.

Gerade in der Pubertät verändern sich hormonelle Systeme rasant – sie reagieren sensibel auf Ernährung, Stress und Schlaf.
Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung ist keine Nebensache, sondern das Fundament für körperliche und psychische Gesundheit.

  • Hormone wie Östrogen, Progesteron und Cortisol werden maßgeblich durch Nährstoffzufuhr beeinflusst. Ein Mangel an essenziellen Fetten, B-Vitaminen oder Zink kann das hormonelle Gleichgewicht stören (Rosenfield & Cooke, 2020).

  • Das Mikrobiom – also unsere Darmflora – wirkt direkt auf Stimmung und Emotion. Über 90 % des „Glückshormons“ Serotonin entstehen im Darm (Gershon, 2013).

  • Blutzuckerstabilität beeinflusst Konzentration, Hautbild und Energielevel. Schwankungen führen häufig zu Stimmungseinbrüchen und Erschöpfung.

Das bedeutet:
Bewusstes, ausgewogenes Essen ist kein Schönheitsritual – es ist innere Stabilität auf zellulärer Ebene.
Und das spürt man: in der Haut, der Energie, dem Lächeln.

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Genuss – das vergessene Element.

Genuss ist kein Luxus. Er ist ein Grundbedürfnis.
Doch viele Mädchen erleben Essen mit Schuldgefühlen: „Ich sollte das nicht“, „Ich muss mich zurückhalten“.
So wird Essen zur moralischen Frage – statt zur liebevollen Begegnung mit sich selbst.

Genussfähigkeit ist jedoch ein Ausdruck gesunder Psyche.
Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass positive Emotionen beim Essen die Verdauung verbessern, Stresshormone senken und das Immunsystem stärken (Damasio, 2003; Saper et al., 2012).
Wenn Mädchen lernen, sich bewusst und achtsam etwas Gutes zu tun – sei es ein selbst zubereitetes Frühstück oder das Genießen eines Stücks Schokolade ohne schlechtes Gewissen –, entsteht ein neues Verhältnis: Essen als Selbstliebe.

 

Wege zu einem bewussten, liebevollen Essverhalten.

Für Mädchenarbeit, Retreats oder Einzelcoachings bieten sich zahlreiche Wege an, um Essen wieder als Freund statt als Feind zu erleben:

  1. Achtsam essen
    – In Ruhe, ohne Ablenkung. Wahrnehmen, wie etwas schmeckt, riecht, sich anfühlt.
    – Ziel: Verbindung zum Körpergefühl stärken.

  2. Dankbarkeit kultivieren
    – Rituale vor Mahlzeiten, um Bewusstsein und Wertschätzung zu fördern.
    – Ziel: Essen als Akt der Selbstfürsorge verankern.

  3. Über Social-Media-Bilder sprechen
    – Reflexionsübungen: „Was löst dieses Bild in mir aus?“ „Wie echt ist das?“
    – Ziel: kritisches Bewusstsein statt Vergleichsdenken.

  4. Körperwissen vermitteln
    – Workshops zu Zyklus, Hormonen und Ernährung.
    – Ziel: Mädchen verstehen, dass ihr Körper keine Maschine, sondern ein empfindsames System ist.

 

Essen als Ausdruck von Körperliebe.

Wenn Mädchen verstehen, dass Essen kein Gegner ist, sondern eine Form der Fürsorge, verändert sich alles.
Sie beginnen, sich selbst liebevoll zu nähren – im wörtlichen und im übertragenen Sinn.
Genuss, Bewegung, Ruhe und bewusste Ernährung werden dann keine Regeln, sondern Ausdruck einer Haltung:

„Ich bin es mir wert, gut für mich zu sorgen.“

Diese Haltung ist das Gegenteil von Selbstoptimierung.
Sie ist Selbstannahme in Aktion.

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Fazit.

Essen ist ein täglicher Spiegel unserer Beziehung zu uns selbst.
Wenn Mädchen lernen, achtsam zu genießen, ihren Körper zu respektieren und ihre Intuition ernst zu nehmen, entsteht eine gesunde, stabile Basis – hormonell, emotional und seelisch.

In einer Zeit, in der Körper oft über Bildschirme definiert werden, ist es ein Akt der Selbstermächtigung, den eigenen Körper von innen zu fühlen und zu nähren.
Denn echte Schönheit beginnt nicht mit einem Filter, sondern mit Bewusstsein.

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Autorin: Rhea Seel
Mädchencoach & Referentin für ganzheitliche Aufklärung und Selbstwertbildung
Mädchenretreat: Girlscamp Mallorca | Sexuelle Bildung: Eva trifft Adam | Workshops & Einzelcoachings

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

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